Von Deutschland nach Albanien und zurück

(ein Familienurlaub :)

Im August 2013 stand der nächste Sommerurlaub bevor. Da unsere “Jugendlichen” noch zur Schule gingen, haben wir uns drei Wochen im August frei genommen, um mit ihnen noch zusammen zu reisen. Wir haben uns noch gut an einen Aufenthalt in Kroatien erinnert, wo wir mit vier Personen! und einem voll gepackten

Opel Corsa unterwegs gewesen sind.

Nun stand uns diesmal zur Verfügung ein rausgeputzter und voll renovierter Landcruiser mit genug Platz für alle und off-road Fähigkeiten zu Verfügung. Diese wollten wir auch in Albanien sowie in Montenegro in den berühmten Bergen und Nationalparks ausnutzen.

Offroadstrecken gibt es dort genug und zahlreiche Tipps habe ich wieder in der Landcruiser Szene bekommen. Hotels haben wir nur für die Überfahrt gebucht in der Hoffnung, dass wir vor Ort eine Bleibe finden. Das war ein Fehler, weil das im August selbstverständlich schwierig ist. Aber wir hatten als Zusatzequipment noch zwei Zelte mit.

 

Der typische Weg von Leer nach Süden führt über Österreich (Villach, Karawankentunnel), Slowenien mit überteuerten Gebühren für die Autobahnen und chaotischen Verhältnissen und dann langweilige aber schnelle Autobahn in Kroatien bis fast nach Dubrovnik.

Kurz vor Dubrovnik hatte Antje ein schönes, renoviertes Hotel "Sumratin" fast direkt am Strand gebucht, eine willkommende Pause nach der langen Fahrt.

Interessant waren die Geschichte und historischen Bilder des Hotels aus den fünfzigen Jahren.

Von dort aus haben wir Dubrovnik besucht. Seit 1979 gehört die Altstadt zur UNESCO Weltkulturerbe.

 

Dubrovnik war in der Antike eine Insel!

 

Die kroatische Bezeichnung der Stadt ist von dem slawischen Wort dubrava (Eichenhain) hergeleitet; die romanische Bezeichnung Ragusa/Rausa geht auf den Namen der kleinen Insel zurück, auf der die erste Siedlung (Lave, Lausa) entstanden war. Neue archäologische Funde bezeugen, dass hier bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. eine

                                                             illyrische Siedlung existierte. Stradun mit polierten Steinen

Mit der Zeit entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen zwischen der Insel-Siedlung und der slawischen Bevölkerung auf dem Festland. Im 12. Jahrhundert wurde der Kanal zwischen dem Festland und der Insel aufgeschüttet, wodurch die beiden Siedlungen zusammenwuchsen. Heute befindet sich an dieser Stelle die berühmte Hauptstraße Dubrovniks, der Stradun (die Placa ist der zugeschüttete Meeresarm, der die Insel vom Festland trennte). An dieser Nahtstelle entwickelte sich später das Zentrum der vereinigten Stadt. In der darauffolgenden Zeit verbanden und assimilierten sich die beiden Völker.

Wir nahmen dann den direkten Weg über Bosnien und Herzegowina genommen (ca. 8 km kurze Strecke an der Küste zwischen Kroatien und Montenegro, man benötigte einen Pass, was eins der Kinder vergessen hatte, machte aber nix). Direkt an der Grenze zu Montenegro gab es noch einen kleinen Vorfall mit meiner Handbremse. Passkontrolle, freundliches Lächeln und Durchwinken ohne jegliche Probleme. Und nun waren wir in Montenegro.

Der weitere Weg führte um eine sehr schöne, fjordartige Bucht Boka Kotorska mitten durch die kleinen Fischerdörfer. Unterwegs haben wir eine kleine Pause gemacht, Kaffee getrunken und uns erholt.
Danach führte der Weg hoch in die Berge durch unzähligen Serpentinen, die “Gott sei Dank” aber einzeln nummeriert gewesen sind?! (wer hat sich zum Teufel hier diese Arbeit gemacht?!?).  In der Tiefe war beim Sonnenuntergang die Stadt Kotor zu sehen. Wir fuhren weiter in die Richtung Budva am Meer. Die Kinder freuten sich und dachten schon an einen Strandurlaub :). Es wurde schon spät und wir hofften, dort noch eine Übernachtung zu finden.

Kurz vor Budva fanden wir schon im Dunkeln eine kleine Straße zur Küste. Direkt am Meer waren zwei kleine, familiengeführte Hotels. Nachdem der Besitzer selber ein Land Cruiser-Fahrer war und mir zur Wahl des Fahrzeugs gratulierte, wusste ich, dass wir hier Zimmer bekommen :) und zwar mit Klimaanlage!

 

Direkt am Strand war noch ein Shop mit frischem Obst, Restaurant, Bar etc..

 

In den nächsten Tagen haben wir die Zeit am Strand verbracht. Ich knüpfte viele Kontakte mit Geschäftsleuten, die entweder Uhren oder  Badetücher mir verkaufen wollten. Nach kurzem Gespräch war es aber klar, dass sie fast alles besorgen können. Unsere Jugendlichen sammelten so hautnah Lebenserfahrung.

"unsere", wilde Bucht, die historische Stadt Budva liegt hinter der Halbinseln

Lange konnten wir es aber, zum Bedauern unserer Kinder, am Strand nicht aushalten und unsere Neugierde trieb uns nach Süden entlang der Küste von Montenegro und in die  Berge.

Von Budva sind wir zum Beispiel zum Nationalpark Lovcen mit einem Mausoleum auf dem Gipfel Jezerski eines berühmten Dichters  Njegos  gefahren (z.T. im Schnee!).

 

Von dort weiter über eine malerische Straße zum Nationalpark Durmitor.

 

 

 

Budva und die steile Montenegro-Küste

Unterwegs haben wir noch zahlreiche, alte Städte und orthodoxen Kirchen, deren Namen ich nicht mehr weiß, besucht.

Ein in den Felsen gehauenes, hängendes, weißes Monastyr Ostrog (weiterlesen hier) durfte nicht fehlen! Diese Kloster wurde 1656 bereits gegründet!

Auch das berühmte, uralte Kloster Piva (erbaut in 1586) mussten wir unbedingt sehen. Diese Kirche wurde von den Dorfbewohner aufgrund eines geplanten Staudammes in dieser Region komplett auseinander genommen, jeder einzelne Stein nummeriert und dann das Ganze mit den historischen Fresken in ein anderes Tal umgesetzt. Glaube versetzt also nicht nur die Bergen.

                                 Nationalpark Durmitor

Den Nationalpark Durmitor haben wir auf einer schmalen Piste komplett durchquert. Das ist eine unglaubliche Landschaft. Auf der anderen Seite hatten wir wieder Glück und eine Übernachtung in Zabijak gefunden. Im Zentrum trafen wir eine stark ausgerüstete Gruppe Offroader aus Tschechen mit dem berühmten Bedar von HDJ80.eu. Die haben wir selbstverständlich angequatscht.

Bei schlechtem Wetter hat sich alles Alex noch die Haare schneiden lassen, das war auch ein Erlebnis der Extraklasse, die Frisörin musste erst von zu Hause geholt werden. Dann haben wir eine Rafting-Tour auf der Fluss Tara mitgemacht. Tara bildet eine der tiefsten Schluchten in Europa. Es war lustig, die kalten und nassen Neoprenanzüge anzupassen und dann die Tour mit einem ehemaligen Elitesoldaten durchzuführen. Über seine GHeldentaten und Kriegszeiten wollte er mit uns aber nicht reden. Unten am Fluss tobte sich die Offroad-Gruppe aus Tschechen und filmten ihre Aktionen. Nachdem wir die berühmte Brücke (und einzige!) an der Tara passiert haben, war die Tour zu Ende. Danach grillen, essen und wie immer in Montenegro trinken, . . . viel trinken.

Von dem Nationalpark Dumitor fuhren wir nicht direkt zur Küste sondern machten wir einen Schlenker über Duga in die Richtung Hauptstadt Podgorica. Mittendrin auf einer Landstrasse,  im bunten und chaotischen Straßenverkehr trafen wir auf zwei polnische Fahrradfahrer, die für einen karitativen Zweck unterwegs waren und Spenden eingesammelt haben. Wie cool!

                                  Ab nach Albanien!

Kurz nach der Hauptstadt Podgorica (nicht lohnenswert)  haben wir uns entschlossen, direkt nach Albanien zu fahren. Die Zeit hatten wir, der Tag war sehr schön und wir hatten Lust jetzt was Neues zu erleben. Also bogen wir in die Richtung Drume und dann weiter zum Grenzübergang. Auch hier waren die Formalitäten unproblematisch. Die Beamten waren nett, wobei links und rechts komische Geschäfte abgewickelt worden sind. Das Geld konnten wir nicht wechseln (keine Bank?) sondern wir mussten weiter in die Stadt Koplik oder Shkodra  fahren.

 

 

Nach einer kurze Pause in einem Cafe, wo wir reichlich gegessen und getrunken und auf den Land Cruiser ein Teppichhändler aufgepasst hat, haben wir in einem Kiosk noch einen Sticker für das Auto mit albanischen Wappen nach längerem Handeln ergattert.

 

 

Von dort fuhren wir über eine sehr schöne und lange Schotterpiste nach Theth, ein kleines Dorf mitten drin in den Bergen, sehr berühmt und bekannt bei allen Offroadern (kein Wunder). Wir hofften, dort eine Übernachtung zu finden.

                Der Weg nach Theth

Wir wohnten in einer kleinen, familiengeführten, sehr einfachen Pension mit Betten aus Holz und Heu (ich bin allergisch!). Die Küche dort war einmalig, 5 Sterne von uns allen!, sämtliches Obst und Gemüse und Schafe wuchsen direkt vorm Fenster. Strom gab es nicht, sondern Solaranlage und Autobatterien in der Küche. Eine echte Kneipe oder Bar gab es aber nicht. Gott sei Dank haben wir alles, was wir zum Überleben brauchen, im Auto gehabt (Bier, Rotwein, Chips und Süßigkeiten). Es gab hier leider aber kein Netz....also man musste sich beschäftigen.

Wir besuchten dort die Kirche, eine alte Schule mit einer Ambulanz. Der Doc war nach Angaben von unserem lokalen Guide nicht da, weil es gestern Fußball und reichlich Raki gegeben hatte.

Auf dem Friedhof lagen sehr viele junge Leute, laut unserem Guide wegen Blutrache, Vendetta oder so? Man hat uns geraten, nicht alleine in die Berge zu gehen, da wir fälschlicherweise für “Ziegen oder Böcke gehalten werden könnten”. In Albanien herrscht offensichtlich über das gesamte Jahr eine Jagdsaison.

Der Rückweg aus Theth nach Vermosh führte uns wieder über eine abschüssige, schlammige Piste mit Steinschlag im Regen. Wir hatten Glück und keine entgegenkommenden Fahrzeuge getroffen (oder überhaupt Glück).

                   Der Weg nach Vermosh

In Vermosh gab es keinen Asphalt mehr, dafür aber einen kleinen Grenzübergang wieder nach Montenegro :). Der Grenzübergang (dachten wir) war geschlossen. Nach kurzem Klopfen ging jedoch das Fenster auf und ein verschlafener Soldat verrichtete alle Formalitäten, wieder ohne jegliche Probleme mit Lächeln und Winken. Wir waren wieder in Montenegro und fuhren in Richtung Andrijevica.

 

In Andrijevica wohten wir in einem alten, postkommunistischen  Hotel mit typischer  Ausstattung für die damalige (stehen gebliebene) Zeit. Antje hat sich totgelacht:).  Das hat mich an die alten Zeiten noch in Polen als Jugendlicher erinnert. Für die Kinder war das eine sehr lustige Zeitreise.

Von Andrijevica fuhren wir nach  Drijenak auf einer malerischen und mit 1000 Kurven bestückten Bergstraße. Das Fauna und Flora hat uns dort absolut begeistert. Wir fotografierten eine Millionen Blümchen und kleine Tiere.

Nach Erreichen der Hauptstraße bogen wir nach Süden und wollten wieder zur Küste hin. Unser Ziel war Ulcinj mit malerischen Stränden - aber nicht im August! Im August herrscht hier Hauptsaison und damit auch Massentourismus. Also nichts wie weg hier! Die Region ist umgeben von Moorgebiet und Sümpfen. Hier werden außer Obst und Gemüsen auch häufig Tabak und andere Pflanzen angebaut.

Wir entschlossen uns, dem Massentourismus zu entgehen und fuhren zurück entlang der Küste nach Budva. Dort haben wir wieder sehr viel Glück gehabt und zwei andere Zimmer in dem bereits bekannten Hotel erhalten diesmal aber ohne Klimaanlage, Mist!

Wir genossen noch die restlichen Tage in der Sonne und am Strand ohne überteuerte Preise für Kaffee und Bier. Unser Jugendliche haben sich in der Strandbar breit gemacht (Wifi, Eis, Caffee, Cola und Essen). Wir waren froh, dass sie hier etwas für´s Leben gelernt haben.

                                Zurück nach Hause

Die Zeit verging wie im Flug und wir mussten langsam wieder an die Reise nach Hause denken. Da wir aber nicht wieder über die langweilige Autobahn in Kroatien fahren wollten, nahmen wir uns noch zwei Tage Zeit und fuhren die komplette Küstenstraße, die sogenannte Magistrale ab. Am Grenzübergang zwischen Montenegro und Kroatien bemerkten wir, dass Kroatien während unseres Urlaubs in die EU aufgenommen war. Wir gratulierten den Beamten zu diesem Ereignis.


Die Magistrale! Das war eine der besten Ideen, die wie am Ende unserer Reise hatten. Sie ist eine sehr malerische und direkt am Meer verlaufende, alte Straße. In den 60igern war sie bei allen Cabrio-, VW-Käfer- und Wohnmobilfahrer sehr beliebt.

Ich kann nur empfehlen, ein Mal im Leben diese Strasse, so wie wir, von Dubrovnik bis nach Rijeka abzufahren. Die besten Zeiten sind Frühling und Herbst (hier auf den Wind Bora aufpassen!)

 

 

 

Auf dem Weg nach Norden haben wir auf einem kleinen Campingplatz übernachtet. Hier konnten wir den Bora, den berühmten Sturm, selbst erleben. Nachts hat uns der Wind fast die Zelte weggepustet.

In Slowenien hatten wir noch auf dem Rückweg die Möglichkeit, eine der größten und tiefsten Höhlen Europas zu besuchen, nämlich die Postojnska Jama. Draußen herrschten Temperaturen von über 30 Grad, innen drin knappe 5 bis 8 Grad. Daher konnte man direkt an der Kasse auch einen langen Mantel und ein Schal für paar Eronen ausleihen

 

 

 

Der restliche Weg nach Hause führte uns über Autobahnen und an einem kleinen Hotel vorbei, wo Alex mit einem Bär gekämpft hat.

Fazit aus der Reise?

Montenegro und Albanien haben unsere Herzen erobert. Die Menschen, Landschaften, Meer, Küche, Wetter, ..... einach alles!

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